„Bretten 1933-1945: Diktatur in einer badischen Kleinstadt“ – Ausstellung Teil 1

Der Marktplatz im Juli 1945: Amerikanische Truppen übernehmen Bretten

Ab dem 15. Mai bis zum 3. Oktober 2023 zeigen das Museum im Schweizer Hof und das Stadtarchiv Bretten eine Sonderausstellung zu Brettens Geschichte während der NS-Zeit im Museum im Schweizer Hof, denn im Jahr 2023 jährt sich die Machtergreifung der NSDAP zum 90. Mal. Neben der Aufarbeitung der politischen Verhältnisse innerhalb der Stadt, die 1933 zum Aufstieg der Nationalsozialisten geführt haben, wird sich die Ausstellung kritisch der Frage nach der politischen Gleichschaltung, der Verfolgung der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie dem Alltag der Brettener Bevölkerung während der Zeit der NS-Diktatur nähern. Ein zusätzlicher Punkt ist der Umgang mit weiteren Minderheiten innerhalb der städtischen Gesellschaft sowie deren Auswirkung auf betroffene Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Überdies soll erstmalig eine museale Aufarbeitung der Aktivitäten und Verbindungen Brettener Unternehmen in der Rüstungsindustrie stattfinden. Die Ausstellung setzt sich auch mit der im Zuge der Rüstungsindustrie entstandenen Einrichtung eines Arbeitslagers, dem sogenannten „Ostarbeiterlager“, im Bereich des Seedamms im Süden der Stadt auseinander. Ein letzter Abschnitt widmet sich der „Stunde Null“ und den ersten Monaten nach dem Einmarsch der französischen und amerikanischen Truppen. Zahlreiche interessante Exponate und neu entdecktes Bildmaterial aus dem Stadtarchiv sowie aus Brettener Firmen und Privathaushalten ergänzen die Ausstellung.

Warum „Ausstellung Teil 1“? Die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in Bretten befindet sich noch am Anfang und mit großer Wahrscheinlichkeit werden in den folgenden Jahren weitere Ausstellungen oder Präsentationen zu Teilbereichen des Themas folgen. Besonders die Themenbereiche zur Euthanasie und Zwangsterilisationen an Brettener Bürgerinnen und Bürger bedürfen weiterer Recherchen. Dies gilt ebenso für die Einrichtung der unterschiedlichen NS-Unterorganisationen, über die bisher nur wenig bekannt ist sowie in Bezug auf die Recherchen zur NSDAP-Ortgruppe Bretten, deren Akten offenbar kurz vor Ende des Krieges akribisch vernichtet wurden. Hinzu kommen tausende Einzelschickale der Menschen aus dem Ausland, die als Zwangsarbeiter unter anderem für landwirtschaftliche Versorgung und die Rüstungsproduktion ausgebeutet wurden: auch hier wurden zahlreiche Unterlagen vernichtet. Diese Ausstellung soll ein Anfang sein. Sie soll dokumentieren und aufklären.

Parallel dazu zeigt das Museum vom 15. Mai bis 3. Juli 2023 die Wanderausstellung "Auftakt des Terrors. Frühe Konzentrationslager im Nationalsozialismus" – eine Ausstellung der Arbeitsgemeinschaft 'Gedenkstätten an Orten früher Konzentrationslager'. An elf Themenstationen wird in der Ausstellung ‚Auftakt des Terrors‘ die Funktion beleuchtet, die den frühen Konzentrationslagern im nationalsozialistischen Herrschaftssystem zukam. Anhand zahlreicher Biografien von Verfolgten führt sie die Brutalität vor Augen, die auch schon die Frühphase des NS-Regimes kennzeichnete. Den Ausgangspunkt der Darstellungen bilden die 15 Lager, an die in den an der Ausstellung beteiligten Gedenkstätten erinnert wird. Sie stehen exemplarisch für die mehr als 90 frühen Konzentrationslager im Deutschen Reich. Beginnend im Februar 2023, wird die Ausstellung bundesweit in mehreren Ausfertigungen gleichzeitig gezeigt. Als Schirmherrin firmiert Kulturstaatsministerin Claudia Roth MdB. Nähere Informationen zur Ausstellung sowie zu deren umfangreichem pädagogischen Begleitprogramm finden sich auf den Webseiten der beteiligten Einrichtungen sowie unter www.auftakt-des-terrors.de.

Öffnungszeiten:

Samstag, Sonntag und an Feiertagen 11 – 17 Uhr

Mittwoch 15 – 19 Uhr

Eintritt frei!

Laufzeit: 15.05.2023 – 03.10.2023

Veröffentlich am 10.05.2023