Amtshaus

1783/84 an der Stelle des Wohnturms des kurpfälzischen Vogtes erbaut, kurpfälzischer und später badischer Oberamtssitz.

Auf gleichem Niveau wie die Stiftskirche und ihr fast unmittelbar gegenüberliegend, aber auch den Südhang bis zur Unteren Kirchgasse einnehmend, verdient das geschichtsträchtige Amtshaus im klassizistischen Baustil Beachtung. Es erinnert an die über 600jährige Amtstradition des kurpfälzischen Oberamts und des nachfolgenden badischen Bezirksamtes Bretten. Das kurpfälzische Oberamt war für den ganzen südlichen Bereich der Kufpfalz Verwaltungsmittelpunkt und Zentrum der staatlichen Macht gewesen.

Die einst bescheidenen Amtsräume gruppierten sich um das wohnturmartige Steinhaus, der Residenz des kurfürstlichen Vogtes. Von der Zerstörung der Stadt war natürlich auch der Amtssitz nicht ausgenommen. Im Jahre 1705 war zunächst das Amtsschultheißereigebäude wiedererrichtet und 1786 unter Einbeziehung der Grundmauern des Steinhauses, das einst ebenfalls ummauerte Amtsgebäude entstanden, in dem neben den Vögten, Oberamtsschultheißen und Oberamtmänner, Amtsschreiber und andere Beamten ihres Amtes gewaltet haben. Dies blieb auch nach dem Übergang des größten Teils der rechtsrheinischen Pfalz und damit auch der Stadt Bretten an die Markgrafschaft bzw. an das Großherzogtum Baden im Jahre 1802/03 und der folgenden Neuorganisation der Amtsbezirke so. Mit dem Anbau für das Amtsgericht im Jahre 1888 hat das Amtshaus bei Wahrung seines klassizistischen Altteils seine jetzige Gestalt erhalten.

Nach Auflösung des Amtsbezirks und Aufhebung des Bezirksamts Bretten am 1.10.1936 war neben dem Amtsgericht und Notariat zunächst das Polizeirevier und nach dessen Einweisung in das frühere Finanzamtsgebäude das Staatliche Forstamt in das Amtshaus eingezogen.

Vom ummauerten Amtshof führt zwischen Amtshaus und Stiftskirche, fast wie in einem Burgzwinger, die Steingasse hinab (sie müßte richtiger Steinhausgasse heißen) zur Unteren Kirchgasse. Hier versteckt sich unterhalb des Kirchenplatzes hinter einem großen Rundbogentor und hohen Mauern, gleichsam einer Vorburg ähnlich, das alte reformierte Pfarr- und Schulhaus, später katholische Pfarrhaus, eines der wenigen Gebäude, die der Zerstörung im Jahre 1689 entgangen sind.