Interaktives Geschichtslabor im Rathaus eröffnet

Ausstellung Wo fängt Unrecht an

Getreu dem Grundsatz "Wehret den Anfängen" stellt sich die neue Ausstellung des Lernort Kislau e. V., die am Dienstag im Brettener Rathaus eröffnet wurde, der Frage: "Wo fängt Unrecht an?". Als interaktives Geschichtslabor konzipiert, bringt die Schau Besuchern die Zeit des NS-Regimes sowie die Unterschiede zwischen Rechts- und Unrechtsstaat, Demokratie und Diktatur näher. Bis zum 16. Oktober ist die Mitmach-Ausstellung zu den Öffnungszeiten des Bürgerservice im Rathaus-Foyer zu sehen.

"Das moderne und innovative Konzept der Schau ermöglicht einen neuen Zugang zur eigenen Vergangenheit", betonte Oberbürgermeister Martin Wolff bei der Eröffnung. Bereits seit zwei Jahren tourt die Wanderschau, die jetzt Halt in Bretten macht, durch Nordbaden. Ursprünglich für ein junges Publikum konzipiert, vermittelt das Angebot Besuchern jeden Alters die Geschichte aus einem ungewohnten Blickwinkel; so liest man beispielsweise gleich zu Beginn: „Die Nazis sind 1933 nicht mit Ufos gelandet“.

Dabei werden die Ausstellungsinhalte nicht einfach präsentiert und konsumiert, sondern müssen im Rahmen eines interaktiven Geschichtslabors erst aufgedeckt und erarbeitet werden. Acht Doppelstationen mit Drehelementen, Klappen, Schiebereglern und einer Medienstation laden dazu ein, sich spielerisch mit verschiedenen Themenkomplexen auseinanderzusetzen, die eigenen Wertvorstellungen zu hinterfragen und mit anderen ins Gespräch zu kommen.

Ausgehend vom ehemaligen Konzentrationslager Kislau nördlich von Bruchsal wird die NS-Vergangenheit nicht retrospektiv betrachtet, sondern in Verbindung zur Gegenwart und Zukunft gebracht. "Diktaturgeschichte lässt sich schließlich nur in Zusammenhang mit Demokratiegeschichte begreifen", erklärt Fabienne Bitz vom Lernort Kislau e. V. den Ansatz. Entsprechend erhalten Nutzer u. a. Informationen über die verbalen Ausgrenzungsmechanismen des NS-Regimes, lernen zugleich aber auch, den eigenen Sprachgebrauch zu reflektieren. Propagandamittel werden in Bezug zu Fake News gesetzt, Widerstandsbewegungen zur Zeit der NS-Diktatur mit der Frage verknüpft, inwieweit es auch heutzutage noch gilt, die Demokratie zu stärken. Denn dass sich auch heute noch Recht in Unrecht verwandeln kann, führt u. a. ein Glücksrad vor Augen, bei dem Freiheits- und Gleichheitsrechte auch mal miteinander in Konflikt geraten können.

Die Ausstellung „Wo fängt Unrecht an?“ ist bis 16. Oktober kostenlos im Rathaus zu sehen von: Montag/Mittwoch: 8-16:30 Uhr, Dienstag/Freitag: 8-13 Uhr, Donnerstag: 8-18 Uhr. Mithilfe eines Kalenders können Lehrkräfte für Schulklassen online einen Termin reservieren unter: https://lernort-kislau.de.

Veröffentlicht am 06.09.2023